Donnerstag, 24. Mai 2018

Heiligkeit für alle






In dem Apostolischen Schreiben Gaudete etexaltate (“Freut euch undjubelt”) über den Ruf zur Heiligkeit in der heutigen Welt (19.3.2018) erklärt Papst Franziskus den christlichen Weg zur Heiligkeit. Ein Weg, der allen vorgeschlagen wird und dessen wir Christen uns besonders bewußt sein sollen.

Der Papst erläutert zuerst, was Heiligkeit bedeutet und weist auf einige Fehlinterpretationen hin. Dann zeigt er die Lehren Jesu in den Evangelien auf. Anschließend legt er verschiedene Ausdrucksformen oder Kennzeichen der Heiligkeit dar. Am Schluss hebt er einige Mittel hervor, die dem Christen zur Verfügung stehen, um selber an seiner Heiligkeit mitzuarbeiten. Nach einer ersten und schnellen Lektüre können einzelne Schwerpunkte aufgezeigt werden.


Heiligkeit: der christliche Weg

Im ersten Kapitel (“Der Ruf zur Heiligkeit”) geht es um den Schutz und die Nähe der Heiligen. Die Heiligen sind Leute aus dem Volk, aus dem heiligen treuen Volk Gottes in der angenehmen Formulierung des Papstes. Viele leben oder haben in unserer Nähe gelebt (es ist die Heiligkeit “von nebenan”). Der Ruf zur Heiligkeit richtet sich an jeden Gläubigen. “Wir alle sind berufen heilig zu sein, indem wir in der Liebe leben und im täglichen Tun unser persönliches Zeugnis ablegen, jeder an dem Platz, an dem er sich befindet”, schreibt der Papst und beruft sich damit auf das II. Vatkanische Konzil. “So ist jeder Heilige eine Botschaft”, die man lebt, indem man im eigenen Leben die Geheimnisse des Lebens Christi widergibt. Und diese Botschaft macht das Leben erfüllter, froher und heiliger.

Papst Franziskus hebt “zwei subtile Feinde der Heiligkeit” hervor (zweites Kapitel): den Gnostizismus und den Pelagianismus unserer Zeit; er geht dabei von den Erklärungen der Kongregation für den Glauben aus (Brief “Placuit Deo”, 22.2.2018). Es sind, sagt er, zwei Formen des Anthropozentrismus, die als katholische Wahrheit verkleidet sind. Man kann die Rettung nicht nur mit dem Verstand oder mit dem Willen suchen, denn nur Gott rettet den Menschen. Im Gegenteil: diese Wege münden in einem Überheblichkeitskomplex, der den Primat der Gnade Gottes und die Bedeutung der Barmherzigkeit dem Nächsten gegenüber, das Eingeständnis der eigenen Sünden und die Aufmerksamkeit auf die materiellen und spirituellen Bedürfnisse der anderen vergisst.


Heiligkeit für alle, heute

“Im Licht des Meisters” (drittes Kapitel) können wir feststellen, dass wir Christen berufen sind, glücklich zu sein, wenn wir die Liebe Gottes suchen und den Dienst an den Menschen in unserer Umgebung. Das zeigt sich klar in den Seligpreisungen und im Gleichnis vom Jüngsten Gericht (vgl. Mth 25, 31 – 46). Die heilige Mutter Teresa von Kalkutta sagte: “Wenn wir uns zu sehr um uns selbst kümmern, bleibt uns keine Zeit für die anderen”.

Als “Merkmale der Heiligkeit in der Welt von heute” (viertes Kapitel) führt Papst Franziskus an: die Gefestigtheit, die Geduld, die Sanftmut, die Freude, den Sinn für Humor, den Wagemut und den Eifer, die gemeinschaftliche Dimension der Heiligkeit; die Notwendigkeit des beständigen Gebets (mit der Lektüre der Heiligen Schrift und der Begegnung Jesu in der Eucharistie).


Aus uns selbst herausgehen

Schließlich (fünftes Kapitel) schlägt er drei Mittel vor, um in der Heiligkeit Fortschritte zu machen: den geistigen Kampf (unter anderem, weil der Teufel existiert); die Gewissenserforschung (zur Vermeidung der Korruption durch die Lauheit) und die Unterscheidung (um auf dem Weg zu gehen, auf dem Gott uns führt in der Freiheit des Geistes, mit Großzügigkeit und Liebe, und dabei mit der “Logik des Kreuzes” rechnen).

“Die Unterscheidung”, schreibt Papst Franziskus, ist “keine stolze Selbstanalyse oder egoistische Nabelschau ..., sondern ein wahrer Ausgang von uns selbst auf das Geheimnis Gottes zu, der uns hilft, die Sendung zu leben, zu der wir zum Wohl der Mitmenschen berufen sind”.

Seine klare und direkte Sprache macht dieses Apostolische Schreiben zu einem präzisen Vorschlag, der viele Früchte des christlichen Lebens und der Evangelisierung wecken kann. Der Weg der Heiligkeit besteht darin,  die Vereinigung mit Jesus Christus zu suchen. Die Heiligkeit erfordert tatsächlich keine besonderen Fähigkeiten und ist auch nicht reserviert für die Intelligentesten und Gebildetsten. Sie verlangt nur, dass man sich durch den Heiligen Geist formen lässt: “Erlaube ihm”, rät der Papst, “dass er in dir dieses persönliche Geheimnis herausformt, das in der Welt von heute Jesus Christus erkennen läßt”.



Ramiro Pellitero, ubersetz von I.R.

Iglesiaynuevaevangelización.blogspot.com, 11.4.2018

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